Ort: Gasthaus Rechenwirt
Beginn: 19:15 Uhr
Protokollführer: Bernd Meierhofer

Am 4. April 2025 fand im Gasthaus Rechenwirt die Jahreshauptversammlung unserer Zuchtgruppe statt. Zahlreiche Mitglieder folgten der Einladung und sorgten für eine rege Teilnahme.  Viele nutzten auch gleich die Gelegenheit um ihren Mitgliedsbeitrag für 2025 zu bezahlen. Es waren ca. 50 Teilnehmer anwesend, so dass sich der Wechsel vom Gasthaus Brückenwirt zum Gasthaus Rechenwirt aufgrund des größeren Raumangebotes als richtige Entscheidung erwies.

Totengedenken

Der Abend begann mit einem ehrwürdigen Totengedenken an unser langjähriges Vereinsmitglied Peter Linortner, der am 1. April 2024 verstorben ist. In stiller Andacht wurde seiner gedacht und sein Wirken für die Zuchtgruppe gewürdigt.

Tätigkeitsbericht

Anschließend berichtete Obmann Andreas Freundlinger über die Aktivitäten des vergangenen Jahres. In seinem Tätigkeitsbericht hob er die erfolgreiche Zusammenarbeit innerhalb der Zuchtgruppe, durchgeführte Zuchtmaßnahmen sowie die Teilnahme an regionalen Veranstaltungen hervor.

2024 wurden auf unseren beiden Carnica Belegstellen LS1 (Strobl) und LS5 (Abtenau) in Summe 2.595 Königinnen von 55 Züchtern aufgefahren. Davon wurden 1.964 Königinnen erfolgreich begattet. Mit der Belegstelle LS9 Blühnbach (1.210 aufgefahrene Königinnen) gehören unsere beiden Belegstellen zu den drei stärksten Belegstellen des Landes Salzburg. In ganz Salzburg wurden insgesamt 5.861 Carnica von ca. 160 Züchtern auf den 8 Carnica Belegstellen des Landes aufgefahren. Zusammen mit den Züchtern der Dunklen Biene (Apis mellifera mellifera) waren es sogar 6.914 aufgefahrene Königinnen. Werte, die klar zeigen, dass die Zucht einheimischer Bienenrassen (Mellifera und Carnica) und lokal angepasster Populationen wieder im Interesse der Imkerinnen und Imker liegt. Dieser Trend ist auch in der historischen Auflistung der Belegstellenergebnisse deutlich erkennbar. Unsere beiden Belegstellen werden von Jahr zu Jahr stärker genutzt.

Kassabericht

Darauf folgte der Kassabericht von Kassier Josef Hutzinger, der über eine solide finanzielle Lage des Vereins informierte. Die Entlastung des Vorstandes erfolgte einstimmig.

Rückblick 2024

Ein weiterer Programmpunkt war der von Schriftführer Bernd Meierhofer vorgetragene Rückblick auf das Vereinsjahr 2024 und der Ausblick auf das kommende Zuchtjahr. Er ließ die wichtigsten Veranstaltungen Revue passieren und untermalte seinen Bericht mit zahlreichen Fotos.  Die Fotos vom Vereinsausflug im Juni 2024 nach Saalbach Hinterglemm (Besuch der Belegstelle LS4 Diesbach und der Bio-Imkerei Bründl) und von den weiteren gemeinsamen Aktivitäten (60. Geburtstag unseres Obmannes, Besuch der Ortsgruppe Strobl auf der Belegstelle LS1) sorgten bei vielen Anwesenden sicherlich für nette Erinnerungen.

Ausblick 2025

2025 gibt es Änderungen in der Belegstellenordnung bezüglich der Gesundheitsbescheinigungen der aufgefahrenen Bienen (Wanderzeugnis oder eidesstattliche Erklärung). Eine entsprechende Formulierung wird in Kürze auf der Homepage eingestellt. Außerdem ist dieses Jahr wieder ein Königinnen-Zuchtkurs am 17.5.2025 von unserem Obmann, Andreas Freundlinger geplant. Der Kurs ist bereits stark gebucht.
Anlässlich des 60-jährigen Bestehens der Belegstelle LS5 und des 50-jährigen Bestehens der Belegstelle LS1 findet in diesem Jahr am 1.6.2025 ein rauschendes Belegstellenfest statt. Weitere Informationen folgen zu gegebener Zeit.

Vortrag von Dr. Hannes Beims über die genomischen Untersuchung von Drohnenvölkern auf Varroa-Toleranzmerkmale

Ein besonderes Highlight des Abends war der Fachvortrag von Dr. Hannes Beims, dem Leiter der Fachberatung für Imkerei des Bezirks Oberbayern. In seinem Vortrag widmete sich Dr. Beims dem sehr spannenden Thema der genomischen Untersuchung von Drohnenvölkern auf Varroa-Toleranzmerkmale.

Zunächst präsentierte Hr. Dr. Beims das EU-Projekt zur genomischen Selektion bei der Carnica-Biene in Bayern. Dieses Projekt läuft von 1.1.2025 bis zum 31.12.2026 und wird an ausgewählten staatlich anerkannten Carnica-Belegstellen (Varroatoleranz- und Hochgebirgsbelegstellen) durchgeführt. Kernstück des Projekts ist die Vorauswahl der Drohnenvölker für die Belegstellen aufgrund von überprüften DNA-Sequenzen (Marker oder SNPs genannt), welche ein Nachweis für Varroa-Toleranz sind. Dieses Projekt wurde durch den Bayerischen Zuchtobmann und das Institut für Bienenkunde und Imkerei an der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim initiiert.
Zunächst vermittelte Dr. Beims in seinem Vortrag das notwendige Hintergrundwissen, um zu verstehen, warum die Zucht so viele Varianten hervorbringen kann. Allein bei der Biene ergibt sich bei 16 Chromosomen und einer Ein-Drohn-Besamung, wie sie nur bei der künstlichen Besamung von Königinnen angewendet wird, eine Kombinatorik von 2 hoch 16, also 65.536 Möglichkeiten. Durch Launen der Natur, wie beispielsweise dem „Crossing-over“ bei der Keimzellenbildung (Meiose) können sich noch zusätzliche Kombinationen ergeben.
Hr. Dr. Beims gibt in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass sich eine Bienenkönigin in der Natur im Durchschnitt mit 8-12 Drohnen paart und bei dieser Paarung auch nur die fittesten Drohnen sich paaren können. Bei der künstlichen Besamung fängt der Züchter meist Drohnen ab, ohne dass deren „reproduktive Fitness“ zur Selektion beiträgt. Generell sind zu starke Eingriffe des Menschen bei der Zucht kritisch zu sehen, da sie zu fragwürdigen Ergebnissen führen können und die Hervorhebung eines bestimmten Zuchtmerkmals auch Auswirkungen auf andere Zuchtmerkmale hat. So ist auch bei dem von Herrn Beims vorgestellten und begleiteten Projekt noch nicht vorhersehbar, ob sich der errechnete Effekt auf die Varroatoleranz einstellt und ob die daraus resultierenden Bienen auch die übrigen Erwartungen der Imker hinsichtlich Honigertrag, Sanftmut, Wabensitz etc. erfüllen.
Bei diesem Projekt, werden aus dem Pool an Drohnenvölkern jene ausgewählt, welche die meisten Markergene (SNPs) in ihrem Genom aufweisen, die für eine erhöhte Varroatoleranz kodieren. Die Leistungsprüfung 2025/26 und die folgende Zuchtwertschätzung werden dann 2027 die Ergebnisse des Projektes zeigen. An dem Projekt nehmen aus Oberbayern die Belegstellen Pfaffenkopf (DE-2-12), An den 3 Wassern (DE-2-13), Sonnwendjoch (DE-2-15) und Raggert (DE-2-16) teil. Bei den AGT-Belegstellen ist besonders, dass diese einen Schutzradius von 10 km rund um die Belegstelle aufweisen. Bei uns sind es derzeit leider nur 4 km.
Für Salzburger Imkerinnen und Imker dürfte der Standort Raggert am nächsten liegen. Zu beachten ist aber, dass neben der örtlichen Belegstellenordnung dann auch ein TRACES Zeugnis für den Tier-Transport über die Grenze notwendig ist.
Der Vortrag von Dr. Beims zeigte, welches Potenzial moderne genetische Analysemethoden für die Zuchtarbeit bieten und wie diese auch die konventionelle, natürliche Bienenzucht über Belegstellen unterstützen können – insbesondere im Hinblick auf die Selektion toleranter Bienenlinien.

Allfälliges & Schlußworte

Die Versammlung bot nicht nur Gelegenheit zum fachlichen Austausch, sondern auch zur Diskussion über die zukünftige Ausrichtung der Zuchtarbeit innerhalb der Gruppe. Ein an diesem Abend mehrfach geäußerter Appell unseres Obmannes war, dass sich in Zukunft auch junge Züchterinnen und Züchter mehr in die Vereinsarbeit einbringen sollen, zumal unsere verdienten älteren Züchterinnen und Züchter ihre Leistungen nicht mehr in einem Umfang erbringen können wie bisher. Das Aufstellen der 16 Drohnenvölker pro Belegstelle und der gesamte Belegstellenbetrieb ist jedenfalls ein enormer Kraftakt, für den zusätzliche tatkräftige Hände benötigt werden.

Am Ende des Abends präsentierte unser Schriftführer Bernd Meierhofer noch eine Zugriffsstatistik von unserer Homepage und einen Status zu unserem Instagram-Account. Über Instagram wäre sicherlich noch viel mehr möglich. Weitere Unterstützung innerhalb des Vereins wäre hierfür jedoch erforderlich.
Mit der Folie „Zahlenkunde für Imkerinnen und Imker“ wollte er auf amüsante Weise unsere Leistungsprüfer, aber auch alle Stockkarten schreibenden Imkerinnen und Imker darauf aufmerksam machen, dass in Zukunft für die Bewertung von Wabensitz und Sanftmut auch alle sieben Zahlen aus der Zahlenreihe 1 – 1,5 – 2 – 2,5 – 3 – 3,5 – 4 zu verwenden sind. Derzeit verwenden die meisten Imkerinnen und Imker nur die beiden Zahlen 1 und 4 für die Bewertung von Wabensitz und Sanftmut.
Das Ende der Präsentation war eine Folie über die ACA, welche Carnica Züchter auch zur Teilnahme an einer Zucht von regionalen Stämmen (Alpina, Illyrica, Pannonica, Danubia) und einer eigenen SMR-Linie motivieren möchte. Unterstützt wird die ACA hier von Dr. Druml. Wer hier Interesse hat, möge sich bitte bei der ACA melden. Bei der Zucht von regionalen Stämmen müssten im Falle der Alpina-Linie zusätzliche Eigenschaften der Bienenvölker aufgezeichnet werden (Messung der brutfreien Zeiten via Thermometer, Messung des Winterverbrauches)

Resümee + Danksagung

Insgesamt war es eine gelungene Veranstaltung, die bei allen Teilnehmenden auf großes Interesse stieß. Danke nochmals an Hrn. Dr. Beims und an seine Frau für die Reise nach Salzburg und den tollen Vortrag! Wir hoffen, auf eine zukünftige Zusammenarbeit mit den bayrischen Imkern. Die Herausforderungen für unsere Bienen sind jedenfalls auf beiden Seiten der Grenze gleich gelagert und da kann eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit nur hilfreich sein.

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