Genpool und genetische Diversität bei österreichischen Carnica Zuchtpopulationen
Vortrag von Herrn Dr. Druml am 18.2.2024
Autor: Bernd Meierhofer
Auch heuer wieder besuchten einige Imkerinnen und Imker unserer Carnica-Zuchtgruppe die Fachtagung des Österreichischen Erwerbsimkerbundes vom 16-18.2.2024 in Wels, um den einen oder anderen Fachvortrag zu hören, sich auf der Imkermesse über Neuheiten und Trends in der Imkerei zu informieren, sich mit Material für die kommende Bienensaison einzudecken oder einfach nur um Imkerkollegen zu treffen und zu fachsimpeln.
Vortrag von Dr. Thomas Druml – Genpool und genetische Diversität in österreichischen Carnica Zuchtpopulationen
Für uns Carnica Züchter war der Vortrag von Dr. Thomas Druml am Sonntag besonders interessant. Dieser Vortrag stand unter dem Titel „Genpool und genetische Diversität in österreichischen Carnica Zuchtpopulationen – Ergebnisse der Stammbaumanalyse aus dem BMFL/BieneÖsterreich Forschungsprojekt BienenGenom“. Dabei wurden die Pedigree-Daten der österreichischen Carnica-Zuchtverbände ACA (43.854 Königinnen der Jahrgänge 1953 bis 2020) und ZAC (17.526 Königinnen der Jahrgänge 1997 bis 2020) ausgewertet, um den Einfluss (Genanteil) der wichtigsten Zuchttiere zu ermitteln. Das Ergebnis dieser Auswertung ist somit eine Beschreibung des Genpools, der die Summe aller Erbanlagen mit ihren Gründergenanteilen und den Genanteilen der wichtigsten Zuchttiere dokumentiert. Regelmäßigkeiten im Stammbaum geben Auskunft über die genetische Vielfalt.
Vergleicht man die Vollständigkeit der Pedigree-Daten (Qualität des Pedigrees) mit denen anderer Nutztiere, so zeigt sich, dass bei den Bienen noch ein gewisser Nachholbedarf besteht. Die ACA-Daten sind etwas vollständiger als die ZAC-Daten, aber die Unterschiede sind gering.
Besonders interessant war die Analyse der ACA– und ZAC-Gründer-Genpools. 272 Königinnen (272 ZAC-Gründertiere) repräsentieren die Genetik des ZAC-Gründer-Genpools (86,2%). 19 österreichische Züchter haben 75% der ZAC-Genetik maßgeblich beeinflusst. 30% davon gehen bereits auf das Konto der Oberösterreichischen Imkerschule in Linz. Im Vergleich dazu wird die Genetik des ACA-Genpools von 601 Gründertieren (90,8%) gebildet. 71 österreichische Züchter haben 58% der ACA-Genetik maßgeblich beeinflusst. Der Rest der ACA-Genetik (42%) wird hauptsächlich von deutschen Züchtern bestimmt (Mayen, Heuzeroth, Korn, Le Claire…). Der österreichische Anteil wird maßgeblich durch die züchterische Arbeit der Familie Perner beeinflusst.
Dr. Druml betonte die Bedeutung eines möglichst breiten Genpools für die Züchtung.
Nur mit einem breiten Genpool ist eine Selektion für die Zucht möglich. Die Eigenschaften der verschiedenen Bienenrassen (Diversität) müssen erhalten bleiben.
Ganz im Gegensatz dazu steht die Inzucht. Die Inzuchtwerte liegen bei ACA bei 3,3% und bei ZAC bei 2,9% und damit noch unter dem Grenzwert von 5%. Dieser Inzuchtwert wird durch eine Genomanalyse ermittelt (Anteil des Genoms in homozygoter Form an der gesamten Genomlänge).
Welche Schlussfolgerungen können nun gezogen werden?
Die Auswertung von Dr. Druml zeigt, dass die Zuchttiere ungleichmäßig genutzt werden und es dadurch zu einer Überdominanz einzelner Zuchttiere kommt. Außerdem verdrängen Importe und Neo-Gründer sukzessive die Genetik der heimischen Population. Dr. Druml fordert daher eine Optimierung bei der Bestückung der Belegstellen.
Es muss vermieden werden, dass mehrere Belegstellen in einem Bundesland mit den gleichen Linien beschickt werden. Weiters sollten Importe so weit wie möglich reduziert bzw. rationalisiert werden.
Resümee
Nochmals herzlichen Dank an Herrn Dr. Druml für seinen ausgezeichneten Vortrag. Er reiht sich ein in die vielen Vorträge, die auf die Notwendigkeit der Erhaltung der genetischen Vielfalt hinweisen. Unsere heimischen Bienenrassen sind ein genetischer Schatz, der ausreichend geschützt werden muss und nicht durch Importe und Einkreuzung fremder Genetik zerstört werden darf.
Herzlichen Dank auch an den ÖEIB für die gelungene Veranstaltung. Mit den Fachvorträgen und der Messe wurde auch heuer wieder ein umfangreiches Programm geboten. Für jede Imkerin und jeden Imker war etwas dabei.
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